Grittibänze, Weckmänner und Stutenkerle
Von Claudia am Dez 13, 2010 | In Brot & Brötchen, Kuchen & Kekse, Weihnachtsrezepte, Hefeteig
Die Schweizer nennen sie Grittibänze, in Deutschland kennt man sie unter dem Namen Weckmänner und Stutenkerle. Als ich diese Grittbänze einer Schweizerin sah, musste ich das auch einmal probieren.
Die Weckmänner werden aus einem einfachen Hefeteig, der nur sehr schwach gesüßt ist, geformt. Beim Formen darf man seiner Phantasie freien Lauf lassen, allerdings sollte man bedenken, dass die Grittibänze im Ofen noch weiter aufgehen und eventuell vorhandene Details später recht unkenntlich werden.
Man formt die Hefeteig-Männchen aus einem ovalen Teigstück. Für den Kopf schneidet man seitlich in der Halsregion kleine Dreiecke aus, um den Kopf vom Körper abzugrenzen.
Die Arme werden dann durch einen beherzten Schnitt vom Körper abgeschnitten (natürlich nicht ganz!) und seitlich etwas vom Körper entfernt. Die Beine letztlich werden - wie auf dem Bild zu sehen, durch einen mittigen Schnitt gemacht. Bei der Weckfrau war es etwas komplizierter, weil ich ihr einen Rock verpassen wollte. Durch kleine Teigstränge kann man Haare, Hosenträger, Halstücher und anderes andeuten. Kleine Rosinen dienen als Augen. Mir ist erst hinterher aufgefallen, dass meine Grittibänze gar keinen Mund haben. Ich dachte, die haben standardmäßig keinen Mund. Da sieht man mal, wie wenig diese Hefeteigmännchen in der Norddeutschen Weihnachtstradition verankert sind ... Einem Schweizer wäre das sicher sofort aufgefallen.
Eine weitere bebilderte Anleitung gibt es auch hier als pdf.
Insgesamt ein netter Adventsspaß und ein schönes Mitbringsel.
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Hier das Rezept für 4 Grittibänze:
500 g Mehl (am besten Type 550, in der Schweiz wir meist Zopfmehl verwendet. In GB kann man auch bread flour verwenden)
1/2 Teel Salz
3 TL Zucker
75 g Butter
275 ml Milch
20 g Hefe (1/2 Würfel oder ein Päckchen Trockenhefe)
1 Eigelb
Rosinen und Nüsse zum Verzieren
evtl. Hagelzucker
Die Hefe in ein Schälchen bröckeln und mit dem Zucker bedecken, dann ca. 10 Minuten stehen lassen bis sich die Hefe nach Umrühren ganz aufgelöst hat.
Das Mehl in eine grosse Schüssel geben, Salz dazufügen und kurz durchrühren. In der Mitte der Schüssel eine Mulde formen.
Die Butter mit der Milch erwärmen. Ich mache das gern in der Mikrowelle. Dabei muss man darauf achten, dass man das Gemisch nicht zu stark erhitzt. Die Butter soll schmelzen, aber nicht kochend heiß werden.
Das Butter-Milch-Gemisch in die Mehlmulde giessen und mit dem Mehl vermengen, dann sollte der Teig ca 10- 15 Min geknetet werden. Ich habe den Teig 5-6 Min mit der Küchenmaschine kneten lassen. Danach war eine schöne, seidig-glänzende Hefeteigkugel entstanden.
Die Schüssel zugedeckt an einen warmen Ort stellen und den Teig aufgehen lassen, mindestens um das Doppelte. Das hat bei mir ca. 45-60 Minuten gedauert.
Den Teig in 4 Stücke schneiden und zum Oval formen.
Für die Kopfform auf der Seite des oberen Drittels je ein Dreieck seitlich herausschneiden. Die Arme entlang des Körpers schneiden und für die Beine das untere Drittel in 2 Teile schneiden.
Aus den Teigresten Verzierungen für den Grittibänz formen. Mit Rosinen, Nüssen und eventuell Hagelzucker verzieren.
Die fertig geformten Figuren auf einem Backblech mit Küchentuch zugedeckt für 20-30 min gehen lassen.
Den Ofen auf 225-230° C vorheizen.
Die Weckmänner mit verquirltem Eigelb (+ etwas Wasser oder Milch) bepinseln
Im vorgeheizten Ofen bei 225-230° C ca. 15 Minuten backen, danach bei 200° C ca. weitere 20 Minuten backen. Bei mir waren sie allerdings etwas schneller fertig, nach ca. insgesamt 30 Minuten. Das hängt auch von der Größe der Grittbänze ab. Wer aus dem Teig 3 Männchen formt, benötigt mehr Zeit, bei 4 Männchen kann sich die Zeit reduziert. Wie bei jedem Ofen-Rezept gilt: Know your oven! Wer weiß, dass der eigene Ofen die angegebenen Temperaturen nur knapp erreicht, benötigt eventuell mehr Zeit.
Die Grittibänze auf einem Kuchenrost abkühlen lassen.
9 Kommentare
Schöne Stutenkerlchen hast Du da gemacht. Hier im Norden sind sie doch aber ganz gut bekannt, allerdings mit ihrer Pfeife.
Dieses Jahr ist die Saison wohl recht lang. Nachdem die Weckmänner bei uns, im Rheinland, ihren großen Auftritt zu St. Martin haben, sind sie unter Pseudonym noch längere Zeit in der Schweiz und in Süddeutschland unterwegs.
Zuletzt sah ich sie bei Zorra http://kochtopf.twoday.net/stories/vom-grittibaenz-zum-grittifaet/ und bei Nathalie http://cucina-casalinga.blogspot.com/2010/12/nikolaus-klausenmann-stutenkerl.html
Bei mir erschienen sie im vergangenen Jahr, natürlich zu St. Martin: http://pastasciuttablog.blogspot.com/2009/11/traditionsbruch.html
Wow, die haben ihre Form aber gut gehalten, man sieht die ganzen Details wunderbar! Meine sind im Ofen total aufgegangen - und waren sogar schon nach 20 Minuten gut - waren aber auch etwas kleiner als Deine.
Bei uns gabs die zuhause immer zu Nikolaus - wenn meine Mutter Zeit zum Backen hatte.
Stutenkerle gab's in meiner Kindheit im Ruhrgebiet eher am Nikolaus-Tag als an St. Martin. Und immer, immer, immer hatten sie eine Ton-(Gips?)Pfeife.
Seit über 10 Jahre bin ich nun in Hessen und sehe sie auch hier in Bäckereien (immer noch, die Saison scheint nicht so begrenzt zu sein). Und ich hätte schwören können, dass sie im letzten Jahr auch noch die typische Pfeife hatten.
In diesem Jahr ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass sie in meiner Frankfurter Stammbäckerei "nackert" sind (also ohne Pfeife). Hat hier auch die Nichtraucher-Gesetzgebung zugeschlagen? Sind rauchende Stutenkerle nicht mehr "politically correct"?
Die Pfeife scheint ja ganz charakteristisch zu sein. Meine Frage wäre: Wo bekomme ich diese Pfeifen?
Die sind ja beinahe künstlerisch, sehr sehr elegante Grittibänze :-) toll geworden.
Die Grittibänz sehen toll aus!
Bei uns bekommt man die Weckmänner zwischen Sankt Martin und Nikolaus, mit Pfeife, aber die wird nur noch in den Teig gedrückt. Früher wurde auch noch der Arm des Weckmanns über die Pfeife gelegt. Dieser Arbeitsschritt wird heute scheinbar eingespart.
Die Pfeifen für meine selbstgebackenen Weckmänner habe ich letztes Jahr beim Hobbybäcker-Versand bestellt.
Ich wollt's auch grad sagen: Hobbybäcker. Im Bremer Raum gibt's die Knilche immer nur MIT Pfeife.
Hier gibt's die auch: http://www.alleszumbacken.de/searchresults?init=1&topquery=Weckmann+|+Tonpfeifen&commit=Suche&ad=Weckmann_Tonpfeifen_JH&gclid=CKSBs5a68aUCFQY03wodunCTog
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